Im internationalen Management drohen Vertrauensfallen: Aufgrund kultureller Unterschiede bleibt man misstrauisch, Vertrauen entwickelt sich viel zu langsam oder man verliert es gar – obwohl es eigentlich keinen Grund gibt, nicht zu vertrauen.
Doch wie man solche Fallen vermeiden und die Vertrauensentwicklung fördern kann, lässt sich lernen. Dieses Buch ...
„Herr Meister (leitender Angestellter, französische Geschäftsbank) berichtet über einen französischen Kollegen, mit dem ein wichtiger Kundentermin anstand: „Wir hatten eine gemeinsame Vorgehensweise für das Meeting vereinbart. Und in diesem Meeting hält diese Person sich nicht daran! Zum eigenen Vorteil! Und zu meinem Nachteil. Und diese Person, mit der werde ich nie wieder ...“
Die War-nichts-vereinbart!-Vertrauensfalle entsteht durch einen Unterschied in der Direktheit des Kommunikationsstils. Dieser Kulturunterschied kann fälschlicherweise den Eindruck entstehen lassen, der andere habe seine Zusage nicht eingehalten – bzw. habe nicht darüber informiert, dass er eine Zusage nicht einhalten kann.
Deutschland-Argentinien
Herr Müller lebt seit einigen Jahren in Argentinien und betreibt dort eine Unternehmensberatung. Er berichtet von einem argentinischen Kundenkontakt:
Als ich von dem Vertreter einer Firma, Señor García, wegen eines Projekts angerufen wurde, traf ich mich mit diesem zu einem Vorgespräch, in dem über den Beratungsvorgang, den Zeitplan und die finanziellen Forderungen gesprochen wurde. Señor García sagte mir zu, mich am nächsten Tag anzurufen. Ich hörte jedoch nie wieder etwas von ihm. Ich empfand dieses Verhalten als sehr unehrlich und respektlos und fühlte mich in meiner Ansicht bestärkt, dass Argentinier im allgemeinen sehr unzuverlässig sind.
Kulturstandard-Forschung / A. Thomas